
"Alien: Isolation" ist der Versuch, ein Spiel zu machen, dass sich nicht auf "Aliens" bezieht, sondern auf "Alien" und das zudem Wiedergutmachung leisten will für das freudlose "Alien: Colonial Marines". Beides gelingt nur in Ansätzen!
Dabei stimmt erst einmal vieles beim Schleich-Horrorspiel: Anders als sein Vorgänger setzt es nicht auf Action, sondern auf Überleben. Es stattet Spieler mit einer Handvoll Hilfsmittel aus, die nicht dem Gewinnen dienen, sondern dem Versuch, nicht zu verlieren. Lampen, Verbandsmittel, Geräuscherzeuger und der aus "Alien" bekannte Bewegungssensor machen klar: Es geht darum, durchzukommen. Irgendwie.
Nicht schön ist vor allem, dass man sich oft nicht nur hilflos dem Alien, sondern auch dem Spiel gegenüber fühlt. Das scheint nämlich seine Regeln nicht preisgeben zu wollen, man muss sie sich erst langsam erarbeiten. Manchmal wirken sie auch willkürlich: Schleicht das Alien oft genug an Verstecken vorbei, fängt es unvermittelt an, diese aufzumachen. Das nervt vor allem, weil die Speicherpunkte recht weit auseinander liegen.
Alien an Bord Protagonistin des Spiels ist Amanda Ripley, Tochter von Ellen Ripley. Die Suche nach ihrer verschwundenen Mutter führt sie auf die Raumstation Sevastopol, irgendwo am Rand des bekannten Universums. Die Station steht kurz vor der Schließung, die Räumung hat begonnen. Dort ist der Flugschreiber der Nostromo aufgetaucht, dem Raumschiff aus dem ersten "Alien"-Film. Ripley erhofft sich von ihm die Klärung des Schicksals ihrer Mutter.
Neben dem Flugschreiber - es ist unschwer zu erahnen - ist auch das Alien an Bord der Station gekommen. Wie der Film, so nimmt sich auch das Spiel erst einmal sehr viel Zeit, in der kaum etwas geschieht, aber eine dichte Atmosphäre aufgebaut wird, so dass das erste Auftauchen des Alien einer der erschreckendsten Momente des Spiels ist.
Das eine Problem aber ist: Man kann sich nur eine gewisse Zahl von Malen erschrecken, bevor das nicht mehr wirkt. Und das andere Problem: So unheimlich das Alien aussieht, so sehr gewöhnt man sich daran, wenn man es zu oft sieht. Dann ist es einfach nur noch ein nerviger Wachhund mit fiesem Gebiss, den man irgendwie umgehen muss. Und genau diese Gewöhnung geschieht in "Alien: Isolation" bald. Immer wieder hört man es in den Luftschächten kriechen, irgendwo rumoren. Man kann es auf dem Bewegungssensor verfolgen, es läuft in den Nebenräumen umher.
Die Androiden sind unheimlicher Bald stelle ich fest, dass ich die Androiden, die die Raumstation bevölkern, sehr viel unheimlicher finde. Sie sind darauf programmiert, jeden Eindringling zu verfolgen und sie tun das auf eine Art, die mir Schauer über den Rücken jagt. Emotionslos, stoisch, nicht von ihrer Aufgabe abzubringen schauen sie aus leeren, glühenden Augen und jagen mich, bis ich es schließlich in einen sicheren Bereich geschafft habe.
Doch kaum habe ich mich erholt, piept wieder der Bewegungssensor: Das Nervvieh meldet sich zurück. Verfolgt mich, schleicht vor dem Spind herum, in dem ich mich versteckt habe. Ich fühle mich sicher. Bis es auch diesen öffnet und mich verspeist. Eine gefühlte Ewigkeit nach dem letzten Speicherpunkt. Ich gebe auf.
Quelle: Spiegel online